Joshua Kimmich brüllte seinen Comeback-Frust ins leere Stadionrund, auch Julian Nagelsmann war spürbar genervt. Der Fehlstart 2022 mit der nächsten Bayern-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach erzeugte auch beim Münchner Trainer miese Laune.
Zumal der unberechenbare Gegner namens Corona den Herbstmeister noch länger beschäftigen wird und ausbremsen könnte. Aushilfs-Kapitän Thomas Müller brachte die missliche Lage nach dem 1:2 (1:2) zum Bundesliga-Rückrundenstart im winterlichen Flockenwirbel auf den Punkt: «Wir können von Glück sagen, dass wir noch Vorsprung haben in der Tabelle. Aber den Start haben wir uns anders vorgestellt.»
Neun Corona-Fälle, insgesamt 13 Ausfälle – das war auch für den Serienmeister mit seinem Luxuskader zu viel. «Trotzdem war mehr drin», klagte Müller. «Ich bin mit der Leistung gar nicht unzufrieden – mit dem Ergebnis schon», sagte Nagelsmann. Anders als bei der Gladbacher 5:0-Watschn im DFB-Pokal sei man diesmal «die bessere Mannschaft» gewesen, befand der Bayern-Coach innerlich aufgewühlt.
Nagelsmann haderte besonders mit dem Abwehrverhalten bei den Gladbacher Gegentoren durch Florian Neuhaus (27.) und Stefan Lainer (31.), als seine Notabwehr nach einer «dominanten» Anfangsphase mit dem 20. Saisontor von Robert Lewandowski nachlässig verteidigte. «Fortuna war auch nicht auf unserer Seite», meinte Müller zudem mit Blick auf allein zwei Aluminiumtreffer von Torjäger Lewandowski.
Klar: Die anfangs mutlosen und nach dem 1:1 plötzlich mitspielenden Gladbacher profitierten von der Münchner Ausnahmesituation. «Wenn du neun Corona-Fälle hast, wirft das alles über den Haufen», bemerkte Gladbachs Ex-Nationalspieler Christoph Kramer. Die Bayern-Bosse hatten bei der DFL auf eine Spielverlegung gedrängt – vergebens.
«Muss die Liga wissen, was sie da tut», grantelte Müller: «Regelkonform wird es gewesen sein, glücklich sind wir damit nicht gewesen.» Flügelstürmer Serge Gnabry verwies auf Trainingseinheiten «mit zehn Leuten, das war nicht optimal». Rasch fügte er hinzu: «Trotzdem: keine Ausrede.» Die Bayern zahlen auf dem Spielfeld nun den Preis für ein paar positive Tests zu viel im Weihnachtsurlaub.
Nagelsmann bemühte sich, nicht zu jammern. «Wir hatten trotzdem noch eine gute Mannschaft.» Er sprach gleichwohl die offensichtlichen Probleme an. Auf der Bank saßen ausnahmslos Amateure und Teenager. Jugendnationalspieler Paul Wanner ist nach seinem Kurzeinsatz mit 16 Jahren und 15 Tagen nun der jüngste Münchner Bundesliga-Spieler.
Selbst bei der Startformation musste der Coach improvisieren. «Man muss bei der Beurteilung der ersten Elf sehen, dass der eine oder andere nicht auf seiner besten Position spielt», sagte Nagelsmann.
Marcel Sabitzer musste bei seiner Rückkehr nach einer längeren Verletzung als Notlösung links hinten ran. Mittelfeldchef Kimmich half bei seinem Comeback nach zwei Monaten Corona-Zwangspause als rechter Verteidiger aus. Der offensive Jamal Musiala ersetzte den weiter ausfallenden Leon Goretzka (Knieprobleme) auf der Sechs.
Sabitzer sei «nach 60 Minuten mausetot» gewesen. Auch bei Kimmich habe man «in den letzten 20 Minuten gesehen, dass kein Saft mehr im Tank war», wie Nagelsmann anmerkte. Wie geht’s nun weiter? Die ersten Profis – Coman, Tolisso, Richards – haben die Quarantäne verlassen.
Nationaltorhüter Manuel Neuer soll zu Wochenbeginn von den Malediven heimkehren können. Nagelsmann ist skeptisch, dass die Lage schon beim Spiel in Köln entspannter sein wird. «Ich rechne jetzt nicht mit extrem vielen Rückkehrern, die für die erste Elf infrage kommen.»
Für die Gladbacher hätte das neue Jahr nach dem katastrophalen Hinrundenabschluss 2021 kaum besser beginnen können. «Wir haben gegen Bayern auswärts gewonnen, das ist super», frohlockte der top haltende Torwart Yann Sommer. Jetzt müsse es darum gehen, Konstanz in die Leistungen zu bringen: «Dann wird unser Punktekonto auch gefüllt.»
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