ie Machtlosigkeit eines Trainers am Rande des Spielfeldes hat Oliver Glasner wohl selten so gespürt wie bei der 2:3-Niederlage der Eintracht nach 2:0-Führung gegen Borussia Dortmund. «Ich habe mal ein Champions-League-Finale gesehen, in dem eine Mannschaft 3:0 geführt und verloren hat. Das ist Fußball», meinte Frankfurts Coach zur spektakulären Wende des Bundesliga-Topspiels und mit Rückblick auf den spektakulären Königsklassen-Triumph des FC Liverpool 2005 gegen den AC Mailand. «Wir wünschen uns, von außen eingreifen können, doch das ist nicht immer so.» Manches geschehe «oberhalb der Köpfe», so Glasner.
Dabei hätte der Österreicher seine Spieler gerne erreicht und dazu bewegt, es nach der Halbzeit nicht nur bei den beiden Toren von Raphael Borré (16./24. Minute) zu belassen. «Was wir uns vorwerfen lassen müssen, ist, dass wir zu sehr verwaltet haben», befand der geknickte Glasner. Es sei immer wieder zurück auf Torwart Kevin Trapp gespielt worden anstatt nach vorne.
Das sei ein bisschen wie das Kaninchen vor der Schlange. «Man will alles auf Sicherheit machen, aber das ist in der Regel schlecht. Man muss den Gegner in seiner Defensive beschäftigen. Dafür sind wir bitter bestraft worden», urteilte der Coach. Und ebenso dafür, dass Evan Ndicka (29.), der nur den Pfosten traf, und Jesper Lindström (34.), der allein vor BVB-Torwart Gregor Kobel vergab, den dritten oder gar vierten Treffer vor der Halbzeit nicht gemacht haben.
Dafür wendete die Borussia durch die drei späten Treffer von Thorgan Hazard (71.), Jude Bellingham (87.) und Mahmoud Dahoud (89.) die Fast-Niederlage ab und bescherte dem für den Tabellenzweiten den Last-Minute-Sieg. «Manchmal muss man einen Nackenschlag und eine harte Niederlage hinnehmen, um den nächsten Schritt nach vorne gehen zu können», meinte Glasner und fügte an: «Trotzdem war es eine gute Leistung.»
Dem stimmte auch Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche zu. «Natürlich ärgere ich mich, weil wir es gut gemacht, 2:0 geführt und phasenweise richtig gut Fußball gespielt haben», urteilte er. Doch durch das 1:2 hätte man dem BVB seinen Glauben zurückgewinnen lassen: «Wir müssen lernen, weiterzuspielen.»
Über diesen taktischen Fehler hinaus fehlte den Hessen zudem die Kraft, sich gegen Ende der späten Wucht und Qualität des Gegners zu wehren. «Dortmund hat nach dem 1:2-Anschlusstreffer Blut geleckt und war in der Lage, das Spiel zu drehen», sagte Kapitän Sebastian Rode und fügte ehrlich an: «Uns ging am Ende etwas die Puste aus. Das hat der BVB gnadenlos ausgenutzt.»
Besonders enttäuscht war Doppeltorschütze Borré, der mit seinen Saisontoren fünf und sechs fast der Matchwinner hätte sein können. «Wir waren in der ersten Halbzeit obenauf, umso trauriger und ärgerlicher ist der Verlauf der zweiten Hälfte», sagte der kolumbianische Nationalspieler. «Ich denke dennoch, dass wir eine gute Mannschaft haben, die alles in die Waagschale wirft und für den Erfolg kämpft und arbeitet.» In der nächsten Liga-Partie am kommenden Sonntag beim FC Augsburg können die Frankfurter dies beweisen und Wiedergutmachung für den verspielten Sieg betreiben.
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